„Die größte Armut für einen Menschen ist es, unerwünscht zu sein.“
(Mutter Teresa)
Handicapfakten
Menschen mit Beeinträchtigungen …
… sind keine Randgruppe, sondern ein Markt:
Auf die Gesamtbevölkerung gerechnet hat in Deutschland jeder zehnte Einwohner eine Behinderung: Laut Statistischem Bundesamt lebten 2010 in Deutschland etwa 8,7 Millionen Menschen mit einer anerkannten Behinderung; 7,1 Millionen davon sind schwerbehindert. Nur vier bis fünf Prozent sind von Geburt an behindert, die Mehrzahl bekommt im Laufe des Lebens eine Behinderung.
500.000 haben eine geistige Behinderung und etwa 1,4 Millionen eine Demenzerkrankung.
Hinzu kommen noch einmal 10 Millionen Menschen, die nach Angaben der Antidiskriminierungsstelle chronisch krank sind. Rechnet man beide Gruppen zusammen, lebt mindestens jeder fünfte Mensch in Deutschland mit einer dauerhaften Beeinträchtigung.
… sind oft Singles:
Männer und Frauen mit Behinderungen im Alter von 25 bis 45 Jahren sind mit 54 Prozent eher ledig als Menschen ohne Beeinträchtigungen mit 41 Prozent.
... werden häufiger Opfer von Gewalt:
Frauen mit Behinderungen sind zwei bis dreimal häufiger von sexueller Gewalt betroffen als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt (mehr als jede zweite Frau). Auch von körperlicher und psychischer Gewalt sind sie mit rund 74 Prozent mehr als doppelt so häufig betroffen.
… werden durch bauliche Barrieren behindert:
Nach den Bestimmungen des Behindertengleichstellungsgesetzes ist der Bund verpflichtet, bei zivilen Neubauten als auch bei zivilen Um- und Erweiterungsbauten des Bundes barrierefrei zu bauen. Dennoch sind die Städte noch nicht barrierefrei. Umbauten werden oft mit Verweis auf Denkmalschutz und hohe Kosten abgelehnt.
Für die Privatwirtschaft gibt es hingegen keine Verpflichtungen für barrierefreies Bauen. Eine flächendeckende Verbesserung der Barrierefreiheit zum Beispiel in Sportstätten, Kinos, Museen, Theatern ist deshalb noch lange nicht in Sicht.
… bekommen kaum Jobs:
Knapp 173.000 Menschen mit einer Behinderung sind arbeitslos. Rund 280.000 bleibt nur die Möglichkeit, in Werkstätten für Behinderungen zu arbeiten, weil ihnen der Zugang zum ersten Arbeitsmarkt verschlossen ist. Das ist jedoch keine Alternative, da sich damit kein eigener Lebensunterhalt verdienen lässt.
Firmen mit mehr als 20 Mitarbeitern sind in Deutschland zwar verpflichtet, mindestens 5 Prozent der Plätze an Menschen mit Behinderungen zu vergeben, sonst müssen sie eine Ausgleichsabgabe zahlen – aber nur 3,9 Prozent der privaten Arbeitgeber erfüllen diese Quote.
2011 gab es in Deutschland 10 Prozent weniger Arbeitslose als ein Jahr zuvor, während bei Schwerbehinderten die Quote um 4,9 Prozent stieg. Der Aufschwung kam bei Menschen mit Handicap nicht an.
... haben wenig finanzielle Mittel:
Aufgrund der schlechten Erwerbsquote sind behinderte Menschen oft auch von Armut betroffen; Frauen noch stärker als Männer: Nach dem Mikrozensus 2005 verfügten 32,4 Prozent der behinderten Frauen und 12,8 Prozent der behinderten Männer über ein monatliches Nettoeinkommen von weniger als 700,- Euro. Gesundheits- und Altersvorsorgemaßnahmen sind so kaum möglich.
Hinzu kommt, dass die Vermögensabhängigkeit der Teilhabeleistungen (zum Beispiel für Pflege und Assistenz) Menschen mit Behinderungen nur ein geschütztes Vermögen in Höhe von 2.600 Euro gestattet. Menschen mit Behinderungen sind dadurch in ihrer wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeit dauerhaft eingeschränkt.
… können ihr Wohnumfeld selten frei wählen:
Da der Bedarf – auch aufgrund des demografischen Wandels – an barrierefreien Wohnungen höher ist als das Angebot, ist es für Menschen mit Handicap schwierig, geeigneten Wohnraum zu finden.
Benötigt ein Mensch mit Behinderung dann noch eine persönliche Assistenz, wird die ambulante Leistung von den Sozialbehörden oft abgelehnt, „wenn eine Leistung für eine geeignete stationäre Einrichtung zumutbar und eine ambulante Leistung mit unverhältnismäßigen Mehrkosten verbunden ist“ (Paragraph 13, Sozialgesetzbuch XII). Menschen mit erhöhtem Pflegebedarf müssen deshalb immer wieder dafür kämpfen, nicht ins Heim gezwungen zu werden.
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